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Völkermord in Darfur: Und wieder hüllt sich die Welt in Schweigen
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Völkermord in Darfur: Und wieder hüllt sich die Welt in Schweigen
16.01.2007 von Webmaster
Die westliche Zivilgesellschaft versäumt, bei den Regierungen Protest einzulegen, der zum Handeln gegen den Völkermord in Darfur auffordert
Von Avner Shalev
Der Holocaust am jüdischen Volk hat die entscheidende Bedeutung einer rechtzeitigen internationalen Reaktion deutlich gemacht, die bereits zum Zeitpunkt der Absichtserklärung zum Völkermord erforderlich ist. Während des Holocaust hat sich die Welt langsam bewegt und reagierte meistens nicht auf die Nachrichten vom millionenfachen Mord an den Juden: Die internationale Reaktion war zum Zeitpunkt der Absichtserklärung oder der Ausführung des Genozids nicht vorhanden.
Es hat den Anschein, dass Staaten bis zum heutigen Tage ihre Reaktionsmuster nicht geändert haben. In den 1990er hat der Völkermord in Ruanda nur wenig internationale Beachtung hervorgerufen. In den letzten zwei Jahren werden solche Morde auch in der Darfur Region im Sudan verübt.
Die arabischen Janjaweed Milizen führen unter dem Patronat der sudanesischen Regierung eine ethnische Säuberung der Sudanesen afrikanischer Abstammung durch.
Das Yad Vashem Holocaust Museum hat die Welt aufgerufen, etwas gegen den Völkermord in Darfur zu unternehmen, in der Erwartung, dass nach dem Holocaust und angesichts des Schweigens der Regierungen, sich die Zivilgesellschaften in westlichen Staaten an einer radikalen, lauten Protestaktion beteiligen, um den Mord zu stoppen.
Aber dies ist noch nicht passiert. Solche Proteste hätten Entscheidungsträger in diesen Staaten wachgerüttelt und sie veranlasst, mit Entschlossenheit gegen die sudanesische Regierung vorzugehen.
Annan rügt UN
Die UNO hat in dieser Angelegenheit auch versagt. Dieses Versagen wurde vom scheidenden UN Generalsekretär Kofi Annan in seiner Abschiedsrede in einer außerordentlichen Sitzung des Sicherheitsrats zum Ausdruck gebracht. Die Rede war der Lage im Nahen Osten gewidmet; Annan hat sich ungewöhnlich kritisch gegenüber seiner eigenen Organisation geäußert.
Er tadelte die Menschenrechtskommission dafür, dass sie sich auf die Verurteilung Israels fokussierten, während sich in Dafur eine humanitäre Katastrophe abspielte. Diese Teilnahmslosigkeit entehre die Vereinbarungen und Abkommen, die die Weltgemeinschaft zu bewahren geschworen hat.
Wenn ich mich heute der Selbstkritik stelle, habe ich das Gefühl, dass wir versagt haben. Dieses Versagen stellt auch eine Botschaft an unsere Kinder dar, die entdecken, dass Grundwerte vergessen sind, sobald es wirklich drauf ankommt.
Wir dürfen keine Zaungäste sein, die verstummen, während Männer, Frauen und Kinder ermordet werden; nichts tun, während Millionen vernichtet werden, bedeutet die Zukunft der Menschlichkeit zu opfern.
Es ist zu spät, um die Tausenden zu retten, die bereits getötet wurden, aber es ist nicht zu spät, die Tausenden zu retten, die der tödlichen Gefahr entgegensehen. Vielleicht wird es dann möglich sein, etwas von den letzten Überresten unserer Moralvorstellungen zu retten.
Der Verfasser ist Vorsitzender des Yad Vashem Direktoriums (Quelle: Ynet.co.il, 2.1.07)
Quelle: „Newsletter der Botschaft des Staates Israel - Berlin“ vom Mittwoch, 05. Januar 2007
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